Adventsbegleiter 2024
Perspektivwechsel
Zunächst einmal gilt mein Dank Steffi, die mir – obwohl sie Kuratin ist – die Gestaltung eines kleinen Adventsbegleiters anvertraut hat.
Wenn die ganze Welt Kopf steht oder man sich einfach „festgefahren“ hat, dann tut es manchmal gut, einfach die Perspektive zu wechseln. Alles hat ja mehrere Seiten – und da lohnt es sich doch, mal einen Schritt zurück oder auf einen Berg zu gehen. Mit Abstand „von oben betrachtet“ sieht alles noch einmal ganz anders aus, das kennen wir von Bergtouren. Und im Alltag? Tut es da nicht auch immer wieder gut zu versuchen, die Perspektive zu wechseln, die Sichtweise von meinem Gegenüber zu verstehen?! Vielleicht sieht die Welt durch „ihre/seine Brille“ ja wieder ein bisschen anders aus… Das setzt voraus, dass ich Interesse habe an dem Menschen, der mir gerade begegnet, mit dem ich gerade spreche. Wenn ich meinen Mitmenschen besser verstehe, bin ich auch leichter bereit zu helfen, mich für sie oder ihn einzusetzen.
Und wie ist es mit Gott? Wie sieht Er eigentlich die Welt und Seine Menschen? Was hat Ihn wohl dazu gebracht, selbst Mensch zu werden – und noch dazu ein ganz kleiner? Sicher hätte Er auch mit Pomp, Pauken und Trompeten auf die Welt kommen können. Er wählt Windeln und eine Krippe im Stall. Ist das nicht unglaublich? Wie wertvoll müssen wir Ihm sein, wenn Er sich für uns buchstäblich in den Dreck setzt!
Wagen wir es in den nächsten Wochen immer wieder mal, eine andere Perspektive einzunehmen. Vielleicht sieht die Welt ja dann ein kleines bisschen anders aus. In diesem Sinn wünsche ich Euch einen perspektivenreichen Advent.
Gut Pfad! Eure Sr. Johanna
1. Adventssonntag, 01.12.24
Überblick verschaffen
Abstand gewinnen
Not und Sorgen
neu sehen
benennen
Hilfe suchen
selbst helfen
vertrauen
Gott hat Überblick
Einblick in mein Leben
Gott ist unterwegs
Er kommt
Im Durcheinander des Alltags, im Blick auf die vielen Nachrichten, die es zu „checken“ gilt oder wenn wir unsere Welt ansehen, können wir schon mal den Überblick verlieren. Da tut es gut, bewusst „auf Abstand“ zu gehen und Pausen zu schaffen.
Gott hat den Über-Blick. Er schaut zwar mit viel Abstand von „weit oben“, aber Er schaut nicht weg, sondern genau hin, weil Er Seine Menschen liebt. Er kennt die Dunkelheiten, die Schwächen, die Not,… Ja, Er kennt uns. Und wir sind Ihm nicht egal! Er kommt – auch heute noch in unsere ganz persönlichen und alltäglichen Dunkelheiten und Nöte.
Er ist bei uns, wenn wir andere nicht übersehen, wenn wir uns der Not und Dunkelheit anderer nicht verschließen. Er kommt, wenn wir die Schwächen anderer aushalten, mittragen und ausgleichen. Er kommt, wenn wir anderen unsere helfende Hand reichen, ein offenes Ohr haben oder ein waches Herz. Er kommt, wenn wir einander mit liebendem Blick anschauen.
Wie wäre es, wenn Du diese Woche einmal probierst, ein bisschen Pausen einzubauen, um den Überblick zu behalten und doch hinzusehen – auf die Menschen, die Dir begegnen – mit liebenden, offenen Augen?
2. Adventssonntag, 08.12.24
Weit-Blick
Den Blick weiten
durchbrochen das Netz
von Vor-Urteilen
von Befangenheit
von Ausgrenzung
der Himmel öffnet sich
Gott blickt durch
auf die Welt
der Himmel zum Greifen nahe
„Das weiß ich doch ganz genau wie die* tickt…“ „Die* hat doch bestimmt wieder…“ „Das ist doch typisch…“ – kennst Du solche Gedanken oder Sätze von Dir? Solche (Vor-) Urteile machen uns meist engstirnig und nehmen uns und andere gefangen. Es ist nicht ganz leicht, vor allem, wenn man schon schlechte Erfahrungen gemacht hat, sich ohne Vorbehalt neu auf jemanden einzulassen. Gott hat immer wieder dem Volk Israel durch die Propheten verkündet, wie die Menschen miteinander umgehen und leben sollen und was kommen wird - aber die Menschen haben den Worten nicht geglaubt „Wir wissen doch ganz genau…“ „Das kann nicht sein…“
Eine Möglichkeit, das Netz von Vorurteilen und Befangenheit zu durchbrechen und den Blick zu weiten, ist das Spiel „Aber um Gottes Willen, das bin ja ich!“, das Gloria Swanson früher mit ihrer Mutter gespielt hat: Wenn Du mit jemandem nicht zurecht kommst, stelle Dir vor, „dass Du in seiner Haut steckst und er in Deiner.“
Hat es Gott nicht auch so ähnlich gemacht? Er hat sogar „unsere Haut“ angenommen!